Wie aktuell an vielen Orten in Europa und selbst in Berlin zu sehen ist, stellen Waldbrände nach wie vor eine Bedrohung dar. Wie könnte KI helfen, das Brandmanagement zu verbessern? Das Berliner Start-up Robbi liefert eine mögliche Lösung: Das Produkt verhindert Naturkatastrophen durch den Einsatz von KI und Robotik mit Erkenntnissen in Echtzeit. Wir haben mit Co-Gründer Jhorman Pérez gesprochen.
Hallo Jhorman! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Der Sommer kam mit einem Paukenschlag - hast du Tipps, wie man mit der Hitze zurechtkommt? Was ist dein Lieblingsplatz in Berlin an heißen Tagen?
Nun, ich komme auch aus einem ziemlich warmen Ort in Kolumbien - Cúcuta. Diese Temperaturen waren quasi mein Leben lang mein Standard-Wetter. Mein Vorschlag wäre, sich frisch zu halten: leichte Kleidung, Limonade und Eiskaffee. In Berlin gehe ich gerne an die Seen, sei es der Schlachtensee oder ich würde gerne den Wannsee ausprobieren – ich wäre ja kein guter Berliner, wenn ich dort nicht mal schwimmen ginge. Und gute Grillabende mit Freund*innen bei einem schönen Sonnenuntergang mit Musik sind auch immer gut!
Wie bist du auf die Idee gekommen, Robbi zu erfinden und warum war eine solche Erfindung in deinen Augen notwendig?
Alles begann mit dem Gefühl, etwas Sinnvolles tun zu wollen, um die größten Probleme zu lösen, die wir auf unserem Planeten haben. Die Waldbrände waren bereits eines davon; es ist ein sehr trauriges Szenario und frustrierend zu sehen, dass es sich nicht bessert und ich nichts dagegen tun kann. Das ging mir schon eine ganze Weile durch den Kopf und ich wollte einen Weg finden, meine Leidenschaft für autonome Robotik und Künstliche Intelligenz zu nutzen, um einen Beitrag zu leisten. Schließlich lernte ich meinen Mitgründer Andrés kennen, mit dem ich die gleiche Einstellung zu wirkungsvoller und innovativer Technologie teile – und so entstand Robbi. Gemeinsam setzen wir dieses Engagement nun in unserem Produkt zur Vorbeugung von Waldbränden um.
Robbi kann Waldbrände verhindern. Wie genau macht Robbi das und wie funktioniert die KI?
Bei Robbi liefern wir Erkenntnisse zur Vorbeugung von Waldbränden, indem wir Wälder mit Hilfe von Robotik und KI inspizieren. Unsere Software, die mit KI arbeitet, erhält Daten von verschiedenen Sensoren und identifiziert Risiken, die einen Waldbrand in den untersuchten Gebieten begünstigen könnten. Unsere Technologie kombiniert Deep Learning, Computer Vision und Sensorfusion in verschiedenen Phasen. Sie erlaubt uns, , Risikofaktoren zu erkennen, die zur Entstehung oder Ausweitung von Bränden beitragen könnten, z. B. feuergefährdete Vegetation, ihr Gesundheitszustand oder gefährliche Elemente in ihrer Umgebung. Wir bewerten in Echtzeit den Zustand des Waldgebiets und schlagen Präventionsmaßnahmen vor, um die Gefahr zu mindern.
Über Jahre und Jahrzehnte hinweg wurden Wälder entweder zerstört, um landwirtschaftliche Flächen zu schaffen, oder sie sind durch Feuer niedergebrannt. Warum habt ihr euch entschieden, euch bei eurer Mission, "ein besseres Morgen zu schaffen", auf Wälder zu konzentrieren?
Die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Waldzerstörung sind in Hinblick auf Biodiversität, Gesundheit und Vermögenswerte erheblich. Wälder sind Leben, und die Pflege dieserÖkosysteme trägt zu unserem Auftrag bei. Dies ist der Ausgangspunkt und wir möchten später weitere Herausforderungen angehen, um durch neue technische Lösungen eine widerstandsfähige und bessere Zukunft zu schaffen.
Ist Robbi für die Öffentlichkeit gedacht oder eher für Institutionen wie die Feuerwehr?
Wir ermöglichen es dem öffentlichen und privaten Sektor, unsere Technologie zu nutzen. Das bedeutet also, dass neben den Forst- und Feuerwehrdiensten auch Waldbesitzer*innen, -verwalter*innen und -investoren*innen, Versicherungen oder Kommunalverwaltungen unsere Technologie nutzen können. Generell kann jeder, dem der Wald am Herzen liegt, unser Produkt nutzen.
Mit welchen Herausforderungen wart ihr während des Entwicklungsprozesses konfrontiert?
Die Testphasen hatten ihre Tücken. Man muss sich Zugang zu den Wäldern verschaffen, um sie mit einer Drohne zu inspizieren. Mit Hilfe unserer Partner und Pilotkunden konnten wir das Problem lösen. Und ja, es ist kein triviales Problem, unsere Technologie ist leistungsfähig, erfordert aber einen gewissen Aufwand und Zeit.
Warum habt ihr euch entschieden, Robbi in Deutschland und insbesondere in Berlin zu gründen?
Mein Mitgründer Andrés und ich haben uns hier in Berlin kennengelernt und festgestellt, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, insbesondere von Seiten der Regierung, um Innovationen und Start-ups zu unterstützen. Dazu gehören Zuschüsse, zu denen wir Zugang hatten, sowie ein sehr dynamisches, offenes und internationales Ökosystem und eine entsprechende Kultur. Aufgrund der Themen, an denen wir arbeiten, haben wir einen internationalen Einfluss. Daher versuchen wir, uns mit speziellen Initiativen zu vernetzen, die Berliner Startups mit anderen Märkten, wie den USA, verbinden. Es gibt auch eine Übereinstimmung zwischen unseren Themen und den Plänen der EU, zum Beispiel in den Bereichen KI, autonome Systeme und Klimawandel. Und ein Plus ist: Deutschland hat einen guten Ruf als Heimatbasis für die Produktentwicklung.
Berlin ist DAS Tech-Zentrum in Europa. Wie siehst du die Zukunft des Standortes?
Viele weitere Startups werden Berlin erobern, in verschiedenen Stadien und Größen, und sich auf die Lösung einer Vielzahl von Problemen konzentrieren. Ich denke, dass es einen Wettbewerbsdruck gibt, die Wirtschaft voranzutreiben und mehr Mittel zur Verfügung zu stellen, um Innovationen hier zu unterstützen, was letztendlich dem Startup-Ökosystem und besseren Lebenschancen zugutekommen wird. Startup-Netzwerke werden immer besser vernetzt, was es einfacher machen wird, übergreifende Innovationen zu fördern.
Danke für deine Zeit!