Spoke Gründerteam Jack Lancaster, Max Brenssell und Carl Brenssell © Spoke AI

02 Februar 2023

“Wenn Firmen schnell wachsen, gibt es bei Kommunikation und Prozessen viel Ineffizienz und Frustration.”

Digitale Tools sollen und können in vielen Fällen das Arbeitsleben für bestimmte Anwendungsfälle erleichtern, beschleunigen und effizienter gestalten. Doch nicht selten nutzen wir eine Fülle solcher Applikationen gleichzeitig, sodass aus Zeitersparnis wieder Zeitfresser werden. Das junge Berliner Startup Spoke hat sich daher das Ziel gesetzt, aus text-basierten, asynchronen Statusmeldungen und Drittdaten von Integrationen mit Hilfe von KI Zusammenfassungen zu erstellen, um schnell nötigen Kontext zu liefern. So soll frei nach dem Motto „Create the context for work“ mehr Zeit für das Wesentliche bleiben. Wir haben mit Mitbegründer Max Brenssell über ihre Herangehensweise, die Bedeutung von Datenschutz sowie die Fördermöglichkeiten und die Vernetzung der KI-Szene in Berlin gesprochen.

Hallo Max, zunächst einmal vielen Dank für deine Zeit. Was ist für dich der größte Zeitfresser in deinem täglichen Leben, den du gerne automatisieren oder streamlinen würdest?

Hi! Ebenfalls vielen Dank für eure Zeit. Im täglichen (Arbeits-)Leben ist der größte Zeitfresser für mich das Finden und Verstehen von Informationen in verschiedenen Tools, um schnell den nötigen Kontext zu bekommen, den ich brauche, um ein Thema zu bearbeiten bzw. zu beantworten oder zu lösen.

 

Wie seid ihr auf die Idee für Spoke gekommen? Und wie funktioniert eure Lösung genau?

In unseren früheren Jobs in schnell wachsenden Firmen wie N26 und WeWork haben meine Mitgründer Jack, Carl und ich oft selbst darunter gelitten, von einer großen Menge an Nachrichten und Informationsflüssen überwältigt zu werden. Vor allem, wenn Firmen schnell wachsen, gibt es bei Kommunikation und Prozessen viel Ineffizienz und Frustration. Ein weiterer Faktor ist die Vielzahl von Software Tools, wie z. B. Slack, MS Teams, Notion, JIRA, Figma oder Miro, die uns zwar viele wichtige Funktionen geben, aber auch zusätzliche Kommunikationskanäle öffnen.

Aus diesen Gründen haben wir uns mit Spoke der Mission verschrieben, Arbeitskontext zu schaffen (“Create the context for work”). Diesen Kontext schaffen wir durch ein KI-basiertes Betriebssystem mit drei Anwendungsbereichen für unsere Nutzer*innen:

  1. Priorisierung und erleichterte Bearbeitung von eingehenden Nachrichten aller Tools durch KI-erstellte Zusammenfassungen mit relevantem Kontext
  2. Überblick über alle ausgehende Kommunikation mit intelligenten Vorschlägen zur schnelleren Lösung der ausstehenden Themen
  3. semantische Suchfunktion über alle Zusammenfassungen und Datenquellen hinweg

Zusätzlich bauen wir Plug-ins für Tools wie Slack, die es Nutzer*innen erlauben, auch innerhalb ihrer bestehenden Tools durch KI-basierte Zusammenfassungen mit wenigen Klicks Kontext zu schaffen. Zum Beispiel durch die präzise Zusammenfassung langer Diskussionen in Slack.

 

Wie kompatibel ist Spoke für potentielle Anwender*innen? Lässt sich eure Lösung einfach in bestehende Workflows einbauen bzw. verknüpfen?

Unser Ziel ist es, alle bestehenden Tools in ein intuitives Interface zu integrieren, über das unsere Nutzer*innen kommunizieren bzw. Informationen teilen. Wir integrieren uns flexibel in bestehende Workflows, indem wir zusätzlich Plug-ins für Tools wie Slack anbieten.

 

Datensicherheit ist das A und O, wenn es um die Verarbeitung von sensiblen Daten geht. Wie seid ihr da aufgestellt?

Datensicherheit und Datenschutz sind für uns aufgrund unseres Geschäftsmodells natürlich sehr wichtige Themen. Da wir mit sensiblen Daten unserer NutzerInnen arbeiten, haben wir auf technischer und operationeller Ebene von Anfang an großen Wert auf Datensicherheit gelegt. Das umfasst sowohl unsere technische Infrastruktur und Anonymisierung und Verschlüsselung von Daten, als auch operationelle Prozesse wie Gerätemanagement, Zugangsverwaltung und Passwortmanagement.

Darüber hinaus bereiten wir uns mit Unterstützung externer Experten bereits auf die Zertifizierung unserer Datensicherheit und Compliance-Prozesse vor.

 

Lass uns über Förderungen sprechen: Ihr wurdet durch den Future City Accelerator und den Berliner Senat sowie durch ein pre-seed Funding unterstützt. Wie kam dies zustande und wie beurteilst du die Förderstruktur in Berlin und generell für ein Unternehmen wie eures?

Wir sehen die vielfältige Unterstützung für Startups in Berlin sehr positiv und konnten in verschiedenen Phasen passende Partner, wie den Future City Accelerator und kürzlich die Investitionsbank Berlin (IBB) gewinnen. Wir haben hierbei bewusst die richtigen Programme für verschiedene Entwicklungsphasen gesucht, da der Aufwand natürlich entsprechend der Fördersumme steigt und nicht unterschätzt werden sollte.

Zusätzlich zur Finanzierung durch die IBB haben wir 2022 eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen, die wir bald öffentlich kommunizieren werden.

 

Für Startups hat Berlin erfahrungsgemäß so einiges zu bieten. Wie nimmst du die Tech-Szene und vor allem das KI-Ökosystem in der Stadt wahr? Was macht ihre Anziehungskraft gegenüber Metropolen wie San Francisco oder London aus?

Wir glauben stark an den Standort Berlin und haben daher auch als “remote-first” Team unser HQ hier. Ungefähr die Hälfte des Teams arbeitet von hier aus und wir alle schätzen den vielfältigen und internationalen Charakter der Stadt, inklusive Kulturszene und Gastronomie, sehr.

Trotz der Wohnungsknappheit und aktuellen Inflation ist Berlin auch immer noch deutlich erschwinglicher als vergleichbare Städte wie London oder New York, was zusätzlich zur Diversität auf dem Arbeitsmarkt und in der Startup-Szene beiträgt.

In Hinblick auf das KI-Ökosystem sehen wir viele positive Entwicklungen und sind begeistert die vielen spannenden Angebote zu nutzen, zum Beispiel über unsere Mitgliedschaft im deutschen KI-Bundesverband oder interessante Events im AI Campus.

 

Werfen wir einen Blick in die (nahe) Zukunft: Vor welchen Herausforderungen und Chancen werden wir mit Hilfe von KI in zehn Jahren stehen?

Als KI-fokussiertes Startup glauben wir stark an das positive Potential von KI, neue Innovationen, Industrien und vor allem auch Jobs zu schaffen. Auf dem Weg dahin wird es eine große Herausforderung sein, KI in Europa sinnvoll zu regulieren und unsere Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.

Die große Chance in zehn Jahren ist, dass durch KI-basierte Automatisierung viel menschliche Zeit und Kreativität für produktivere neue Tätigkeiten und Jobs freigesetzt wird, die wir uns heute wahrscheinlich noch nicht vorstellen können.

Vielen Dank für das Gespräch.