Dr. Julia Schneider und Pauline Cremer ©Pauline Cremer

29 August 2023

"KI wird oft entweder als Dystopie dargestellt, die die Menschheit zerstört, oder als Utopie, die alle unsere Probleme löst."

In ihrem aufschlussreichen Comic-Essay "A Pigeon's Tale" entfalten die KI-Forscherin und Comic-Essayistin Dr. Julia Schneider sowie die Illustratorin und Künstlerin Pauline Cremer eine bildgewaltige Erzählung rund um Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit. Dieses ungewöhnliche Werk führt den Leser auf eine Reise durch komplexe Themen, navigiert von einer Taube, deren humorvolle und sinnbildliche Präsenz als Erzählerfigur der Geschichte Leichtigkeit verleiht. Im Vergleich zu Dr. Schneiders vorherigen Werken liegt der Fokus von "A Pigeon's Tale" auf den Verknüpfungen von KI und Nachhaltigkeit und strebt dabei ein differenziertes Verständnis dieser Themen jenseits von Science-Fiction-Klischees an.

Ziel des Comics ist es, die vielfältigen Potenziale und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz im Kontext von Nachhaltigkeit zu veranschaulichen. Schneider und Cremer richten sich mit diesem Werk an alle, die sich für die Intersektion von KI und Nachhaltigkeit interessieren - unabhängig von ihrem technischen Hintergrund. Der Comic betont die Notwendigkeit, die Auswirkungen und die Kontrolle der KI zu verstehen und bewusst zu gestalten.

Frau Dr. Schneider, Sie haben einen fundierten Einblick in komplexe technologische Konzepte aus Ihrer Arbeit als Datenwissenschaftlerin und ehemalige KI-Beraterin. In Ihrem Comic "A Pigeon's Tale" haben Sie sich für ein eher unkonventionelles Medium entschieden, um diese Komplexität darzustellen. Was hat Sie zu dieser Wahl inspiriert und warum führt uns eine Taube durch den Comic?

JS:
Die Wahl für einen Comic als Medium kam aus der Überzeugung, dass wir die Verbindung von Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich machen müssen. Denn die Zeit drängt.

Comics bieten eine einzigartige Möglichkeit, Information und Unterhaltung zu verbinden. Das Visuelle hat eine starke Wirkung auf uns und kann helfen, komplexe, trockene Themen zu veranschaulichen und zu vereinfachen, die sonst schwer zu erfassen wären oder abschreckend wirken.

Die Wahl der Taube als Erzähler war mehrschichtig. Erstens steht die Taube symbolisch sowohl für eine "Dreckschleuder" als auch für einen "Friedensbringer", was eine ähnliche Ambivalenz aufweist, wie sie oft in der Diskussion um Künstliche Intelligenz zu finden ist. KI hat das Potenzial, sowohl positive als auch negative Auswirkungen zu haben, abhängig davon, wie wir sie nutzen und regulieren.

Zweitens, Tauben sind Botschafter zwischen uns Menschen und der restlichen Natur. Sie leben in unseren Städten und sind uns sehr nahe, gehören aber auch zur Tierwelt. Diese Mischung aus Nähe und Distanz, aus Mensch und Natur, scheint uns passend für die Themen KI und Nachhaltigkeit.

Last but not least: Die Taube als Erzählerin bringt ein Element von Humor und Leichtigkeit in die oft schweren Themen.

Inwiefern unterscheidet sich "A Pigeon's Tale" von Ihrem vorherigen Comic "KI, wir müssen reden" - We Need to Talk, AI? Könnten Sie uns einen Einblick in die thematische Ausrichtung und die Botschaften geben, die Sie mit dem neuen Comic zu vermitteln versuchen?

JS: "A Pigeon's Tale" und "We Need to Talk, AI" teilen zwar eine gemeinsame Leidenschaft für die Vermittlung von Wissen über Künstliche Intelligenz in einem ansprechenden Format, doch sie unterscheiden sich in mehreren wichtigen Aspekten.

"We Need to Talk, AI" war mein erster Ausflug in die Welt der Comic-Essays. Das war vor vier Jahren, ein ambitioniertes Projekt, das ich gemeinsam mit Lena Kadriye Ziyal verwirklicht habe. Unser Ziel war es, die vielschichtigen Themen der Künstlichen Intelligenz aus einer breiten Perspektive zu betrachten und auf eine zugängliche Art und Weise für eine allgemeine Leserschaft darzustellen.

Der Erfolg des Buches hat uns tatsächlich etwas überrascht. Es wurde auf zahlreichen Konferenzen und in Museen ausgestellt, auch international, und hat ein erhebliches Medienecho hervorgerufen. Vorträge auf verschiedenen Veranstaltungen und mehr als fünfzigtausend Downloads von der Projektwebsite weneedtotalk.ai haben uns gezeigt, dass es ein echtes Interesse und einen Bedarf an dieser Art der Informationsvermittlung gibt.

Diese Erfahrung hat meinen Wunsch, als Comic-Essayistin zu arbeiten, inspiriert, dazu, weiter zu erforschen, wie Comics komplexe Themen aufgreifen können, und hat den Weg für meine nachfolgenden Projekte, einschließlich "A Pigeon's Tale", geebnet.

Seitdem habe ich drei weitere längere Comic Bücher erstellt - "Money Matters" zum Thema Geld, auch zusammen mit Pauline Cremer und mit Prof. Dr. Miriam Beblo, "Schokoroboter und Deepfakes" zum Thema KI aus der Perspektive von jungen Menschen, gemeinsam mit Nele Konopka und Kristina Laube vom Tübingen AI Center, und den "Non-Fungible Comic" über NFTs, gemeinsam mit Noëlle Kröger.

"A Pigeon's Tale" verbindet viele der Themen, die ich in den letzten Jahren erforscht habe - Künstliche Intelligenz, Technologie, Wirtschaft und sozialer Wandel - und bringt sie zusammen, um ein größeres Bild zu zeichnen. Mit diesem Comic versuche ich, versuchen wir, Pauline Cremer, das Berliner KI-Beratungsunternehmen Birds on Mars und ich, ein tieferes Verständnis für die Möglichkeiten und Herausforderungen der KI in Verbindung mit Nachhaltigkeit zu vermitteln – ohne dabei die ethischen Fragen, die sich aus dieser Verbindung ergeben, außer Acht zu lassen.

Der Fokus auf Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein zentraler Unterschied: Während KI in "We Need to Talk, AI" noch isoliert betrachtet wurde, und das Thema Nachhaltigkeit eine von fast achtzig Seiten, konzentriert sich "A Pigeon's Tale" darauf, wie eng KI und Nachhaltigkeit miteinander verknüpft sind und wie wichtig es ist, diese Verbindung zu verstehen und zu nutzen, wenn wir über Nachhaltigkeit reden.

KI ist oft Thema in Popkultur und Science-Fiction. Wie trägt "A Pigeon's Tale" dazu bei, Missverständnisse und Mythen über Technologie aufzuklären und ein realistischeres Bild ihrer Potenziale und Herausforderungen zu zeichnen?

JS: "A Pigeon's Tale" versucht, ein ausgewogenes Bild von Künstlicher Intelligenz zu zeichnen. KI wird oft entweder als Dystopie dargestellt, die die Menschheit zerstört, oder als Utopie, die alle unsere Probleme löst. Die Realität liegt natürlich irgendwo dazwischen, und es ist diese Grauzone, die wir in "A Pigeon's Tale" erforschen.

Die Taube dient dabei auch als Metapher für KI. Auch Tauben werden oft missverstanden und polarisieren die Meinungen – sie werden entweder als Friedenssymbole verehrt oder als lästige "Ratten der Lüfte" verschmäht. Ähnlich wird auch KI oft entweder als Fluch oder Segen gesehen, während sie in Wahrheit eine Technologie mit Potenzialen und Herausforderungen ist, die wir verstehen und steuern müssen.

Indem wir diese Parallelen ziehen, helfen wir den Leser*innen, ihre Vorstellungen von KI zu hinterfragen und einen differenzierteren Blick auf diese Technologie zu entwickeln.

Welche Überlegungen zur Zielgruppe haben die Gestaltung von "A Pigeon's Tale" beeinflusst und wie spiegelt sich das in den Themen des Comics wider, insbesondere in Bezug auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung in der KI und Technologie?

JS: Die Hauptzielgruppe von "A Pigeon's Tale" sind Menschen, die sich für die Schnittstellen zwischen KI und Nachhaltigkeit interessieren. Es richtet sich an Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen, unabhängig von ihrem technischen Hintergrund.

Wir haben versucht, die Erzählung und die Darstellung so zugänglich wie möglich zu gestalten, ohne die Komplexität der KI-Thematik zu vernachlässigen. Wir haben eine visuell ansprechende und leicht verständliche Sprache verwendet, um die Barrieren zu überwinden, die viele Menschen davon abhalten, sich mit technischen Themen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig haben wir darauf geachtet, die Diskussion über KI und Nachhaltigkeit zu nuancieren. Durch diese Kombination von Information und Kunst wollen wir dazu beitragen, das Bewusstsein für die Chancen und Herausforderungen der KI in Bezug auf Nachhaltigkeit zu schärfen und den Dialog über ihre Rolle in unserer Gesellschaft zu fördern.

Frau Cremer, als Illustratorin spielen Sie eine zentrale Rolle bei der visuellen Kommunikation komplexer Themen, wie KI und Nachhaltigkeit. Wie sind Sie die Herausforderung angegangen, diese einfach und verständlich zu visualisieren?

PC: Ich glaube, der große Vorteil ist tatsächlich, dass ich längst nicht so in der Materie drin stecke, wie Julia. Klar habe auch ich mich schon vorher mit KI beschäftigt, aber viele Dinge, die wir in dem Comic »Pigeon’s Tale« behandeln, waren auch mir neu. Dadurch ist mein Blick objektiver und ich versuche die Themen so darzustellen, dass auch ich sie verstehen würde.

Darüber hinaus arbeiten wir an der Bildebene oft zusammen, Julia hat viele spannende Ideen für visuelle Umsetzungen und das Endergebnis ist dann ein Zusammenspiel. Dadurch entsteht ein Comic, der einerseits sehr viel Wissen vermittelt und andererseits die komplexen Themen visuell herunterbricht.

Welche Bereiche der aktuellen KI- und Technologiedebatte benötigen Ihrer Meinung nach besonders viel Aufklärung und Bewusstseinsbildung, und wie spiegelt "A Pigeon's Tale" diese Aspekte wider?

JS: Es gibt viele Bereiche in der KI- und Technologie-Debatte, die mehr Aufklärung und Bewusstseinsbildung benötigen, aber ich denke, zwei davon stechen besonders hervor:

1. Ethik und Verantwortung: Es ist wichtig, dass wir eine fundierte öffentliche Diskussion über die ethischen Auswirkungen und die Verantwortung im Zusammenhang mit KI führen. Dies beinhaltet Fragen der Privatsphäre, Transparenz, Fairness und Kontrolle. "A Pigeon's Tale" behandelt diese Aspekte, indem es auch diese Themen aufzeigt und den Dialog darüber anregt, wie wir diese Technologie verantwortungsbewusst gestalten und nutzen können.

2. KI und Nachhaltigkeit: Der Bereich der KI, der unserer Meinung nach besondere Aufmerksamkeit erfordert, ist ihr Potenzial, zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Es besteht eine wachsende Diskussion darüber, wie KI dabei helfen kann, Herausforderungen wie den Klimawandel, Ressourcenknappheit und soziale Ungerechtigkeit zu bewältigen. Unser Comic legt einen besonderen Fokus auf dieses Thema, indem es die Rolle von KI in Bezug auf Nachhaltigkeit aufzeigt und die Möglichkeiten und Grenzen von KI-basierten Lösungen für Nachhaltigkeitsfragen untersucht.

In "A Pigeon's Tale" stellen wir diese Themen in den Vordergrund und liefern Einblicke in die laufende Debatte. Unser Ziel ist es, eine breitere Diskussion zu ermöglichen und das Bewusstsein für diese wichtigen Fragen zu schärfen.

Ihr Comic unterstreicht die Bedeutung eines nachhaltigen Lebensstils. Wie sehen Sie den Beitrag von Künstlicher Intelligenz in Kombination mit Nachhaltigkeit zur Sicherstellung der Regeneration und des Überlebens unseres Planeten innerhalb seiner Grenzen?

JS: "A Pigeon's Tale" betrachtet Künstliche Intelligenz (KI) als eine potenzielle Schlüsseltechnologie, um uns bei der Bewältigung der großen ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu unterstützen. Die KI hat das Potenzial, Nachhaltigkeitsbemühungen zu fördern, etwa durch effizientere Ressourcennutzung, intelligentes Energiemanagement und datengestützte Umweltforschung.

Gleichzeitig ist wahr, dass KI selbst eine erhebliche Umweltbelastung darstellt. Hoher Energieverbrauch in Datenzentren, Ressourcenintensive Hardwareherstellung und auch ungelöste ethische Fragen sind bedeutende Herausforderungen, die wir aktiv angehen müssen. In dieser Hinsicht betont der Comic, dass Technologie nicht die alleinige Lösung für unsere Umweltprobleme ist. Wir brauchen Veränderungen auf allen Ebenen unserer Gesellschaft, einschließlich einer Überprüfung unserer Wirtschaftsmodelle und Systeme, die oft auf ungebremstem Wachstum und kurzfristigem Profit basieren.

Die Botschaft von "A Pigeon's Tale" ist somit zweifach: Erstens hat KI einiges Potenzial, um uns bei der Umstellung auf nachhaltigere Praktiken zu unterstützen, und zweitens müssen wir diese Technologien noch dringend verbessern und auf verantwortungsvolle und nachhaltige Weise nutzen. Die Verantwortung liegt bei uns allen, und wir müssen handeln – und zwar schnell.

Welche Schritte können Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen unternehmen, um aktiv zur Förderung von Nachhaltigkeit und verantwortungsvollem Einsatz von Künstlicher Intelligenz beizutragen? Wie können sie den Übergang zu einer nachhaltigen und KI-basierten Gesellschaft leisten?

JS: Die Förderung von Nachhaltigkeit und verantwortungsvoller KI erfordert eine tiefergehende Veränderung in unserer Gesellschaft und in unseren Wirtschaftssystemen.

Einzelpersonen können ihren Teil dazu beitragen, indem sie sich weiterbilden, ihr Bewusstsein schärfen und ihr Verhalten anpassen. Das kann bedeuten, bewusster mit Technologie umzugehen, und generell nachhaltigere Lebensweisen auszuprobieren.

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle grundlegend zu überdenken. Das traditionelle kapitalistische Modell, das auf ständigem Wachstum und Maximierung des Gewinns basiert, hat uns in eine Klima- und Ressourcenkrise geführt und ist nicht zukunftsfähig. Unternehmen müssen beginnen, Nachhaltigkeit und Ethik in ihre Kerngeschäftsstrategien zu integrieren. Dabei geht es nicht nur um die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks oder um faire Lieferketten, sondern auch um die Gestaltung von KI-Systemen, die den Menschen dienen und nicht diskriminieren.

Regierungen haben die Aufgabe, diesen Wandel durch passende Rahmenbedingungen zu fördern und zu steuern. Das kann durch Anreizsysteme und Regulierungen geschehen, die nachhaltiges und ethisches Wirtschaften belohnen und Fehlverhalten sanktionieren. Darüber hinaus sollten sie die Bildung und Forschung in den Bereichen KI und Nachhaltigkeit stärken.

Ein Übergang zu einer nachhaltigen und KI-basierten Gesellschaft wird wahrscheinlich nicht ohne eine kulturelle Transformation ablaufen. Wir müssen uns ziemlich sicher von dem Gedanken verabschieden, dass unbegrenztes Wachstum nachhaltig ist. Stattdessen sollten wir den Fokus auf das Wohlergehen des Menschen und unseres Planeten legen. KI kann dabei ein nützliches Werkzeug sein, aber es ist kein Allheilmittel.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des KI-Ökosystems in Berlin im Hinblick auf Nachhaltigkeit? Welche spezifischen Herausforderungen und Chancen erwarten Sie für die Stadt und ihre Bewohner im Kontext der Integration von Künstlicher Intelligenz und nachhaltigen Lösungen?

JS: Es ist wichtig, dass Berlin die Chancen nutzt, die KI bietet, um nachhaltige Lösungen in verschiedenen Bereichen wie Energie, Mobilität, Umweltschutz und Ressourcenmanagement voranzutreiben. Dabei sollten jedoch auch die möglichen Risiken und Nachteile von KI berücksichtigt werden. Insbesondere Datenschutz, Datensicherheit und der Schutz vor Diskriminierung sind entscheidende Aspekte, die in die Entwicklung des KI-Ökosystems einbezogen werden müssen.

Europa, und speziell Berlin, verfügt über einen Vorteil in Bezug auf Datenschutz und Antidiskriminierungsgesetze, die als Richtlinien dienen können, um ethische und verantwortungsbewusste Standards für KI-Anwendungen zu setzen. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft können Richtlinien und Best Practices entwickelt werden, die sicherstellen, dass KI transparent, fair und diskriminierungsfrei ist.

Die zukünftige Entwicklung des KI-Ökosystems in Berlin muss auch die gesellschaftlichen Auswirkungen von KI berücksichtigen. Dies umfasst die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Unterstützung der Bildung und Weiterbildung im KI-Bereich sowie die Gestaltung einer inklusiven und gerechten Gesellschaft.

Gibt es weitere Themen, die Sie zukünftig gerne durch Comics erforschen und aufbereiten möchten? Wie können Comics dazu beitragen, komplexe gesellschaftliche Fragen auf unterhaltsame und informative Weise zu thematisieren?

JS: Als Comic-Essayistin interessieren mich viele weitere Themen, die ich gerne durch Comics erforschen und zur Diskussion stellen möchte. Eines dieser Themen ist die Frage, was von uns Menschen überflüssig wird, wenn immer mehr Aufgaben und Entscheidungen an Künstliche Intelligenz übertragen werden. Diese Comicidee mit dem Titel "Die Übernahme" wird sich – gern auch ironisch - mit den Auswirkungen dieser Entwicklung auseinandersetzen, und gleichzeitig wichtige ethische Fragen diskutieren.

Desweiteren interessiere ich mich dafür, wie wir als Gesellschaft mit zunehmender Vielfalt und einer alternden Bevölkerung umgehen können, insbesondere in einer Welt, in der bestimmte Gebiete aufgrund von Umweltveränderungen unbewohnbar werden – sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Alterssicherung.

Derzeit arbeite ich an einem für mich sehr spannenden Projekt namens "Breaking Barriers". Gemeinsam mit Prof. Dr. Miriam Beblo von der Universität Hamburg und der Künstlerin und Illustratorin Ann Bahrs entwickle ich einen Comic, der aktuelle Erkenntnisse aus der Arbeitsmarktforschung zum Thema Diversity im Arbeitsmarkt präsentiert - je Paper eine Seite. Unser Ziel ist es, die Frage zu beantworten, was in Bezug auf Vielfalt wirklich funktioniert.

Ein weiteres Thema, das mich gerade beschäftigt, ist Alter und Alterssicherung. In einer Gesellschaft, in der Menschen immer länger leben, müssen wir uns mit Fragen der sozialen Absicherung und der Wertschätzung älterer Menschen auseinandersetzen. Das sind Themen, an denen ich gerade überlege oder arbeite. Letztendlich ist mein Ziel, durch Comics das Bewusstsein für wichtige Themen zu schärfen und Lesenden neue, künstlerische Denkanstöße zu geben, ohne dabei belehrend oder dogmatisch zu sein, und selbst dazuzulernen. Comics ermöglichen es mir, neugierig und verspielt zu bleiben und dennoch die drängendsten Herausforderungen – zumeist sehr komplex - unserer Gesellschaft zu reflektieren. Es geht mir darum, einen Raum für Reflexion und Inspiration zu schaffen, in dem wir gemeinsam über die Herausforderungen unserer Zeit nachdenken und nach guten Ideen suchen können.

Wie schätzen Sie den Einfluss von Comics im Vergleich zu anderen Medien ein, wenn es darum geht, Menschen für nachhaltige Praktiken und verantwortungsbewusste Technologien zu sensibilisieren?

JS: Als Comic-Essayistin glaube ich natürlich fest an Comics als Medium, um Menschen für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Durch die Kombination von Bild und Text schaffen Comics ja eine emotionale Verbindung zu den Lesenden – und durch Humor und den Fokus auf Chancen, nicht nur Risiken, machen sie Mut. Durch ihre Zugänglichkeit können Comics Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds erreichen und so einen nachhaltigen Einfluss auf das Denken und Handeln haben - in Bezug auf Nachhaltigkeit ebenso wie in Bezug auf andere Herausforderungen.

Vielen Dank für das Gespräch.