BIFOLD-Eröffnung mit Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey © BIFOLD/Michael Setzpfandt

11 Oktober 2022

„Berlin ist eindeutig KI-Hauptstadt: international attraktiv und mit einem breiten Ökosystem an KI-Playern ausgerüstet.“

Das nationale KI-Kompetenzzentrum BIFOLD tritt in die nächste Phase ein und unterstreicht Berlins Anspruch als einen international führenden KI-Hub: Die neu verkündete dauerhafte Landesförderung feierte das Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD) mit einem internationalen Symposium und einer Eröffnungsfeier.
Das BIFOLD betreibt Grundlagenforschung in den Bereichen Big Data Management und Maschinelles Lernen sowie deren Überschneidungen, um zukünftige Talente auszubilden und einen hochwirksamen Wissensaustausch zu schaffen. Wir sprachen mit den beiden Direktoren Prof. Dr. Volker Markl und Prof. Dr. Klaus-Robert Müller über Projekte, die in den letzten Jahren bereits umgesetzt wurden und über die Zukunft und Ziele des Instituts.

 

BIFOLD hat nun auch offiziell seine Pforten geöffnet. Wofür steht BIFOLD genau und mit welchem Ziel ist das ambitionierte Projekt gestartet?

Prof. Dr. Klaus-Robert Müller (KRM): Das Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD) ist aus den beiden Vorläufer-Projekten Berlin Big Data Center (BBDC) und Berliner Zentrum für Maschinelles Lernen (BZML) hervorgegangen. Wir forschen an Big Data Management (BD) und Maschinellem Lernen (ML) und deren Schnittstellen. Gerade diese beiden Schlüsseltechnologien gelten als Innovationstreiber im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). BIFOLD generiert hier genuin neue Erkenntnisse für die Wissenschaften, die Industrie und die Gesellschaft. Zusammen mit unserer institutionellen Partnerin, der Charité – Universitätsmedizin Berlin, leistet BIFOLD einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung in der Medizin und schafft damit einen substanziellen Mehrwert für Berlin.

Welche Bereiche stehen besonders im Fokus des BIFOLD und welche Forschungsbereiche sind für Sie persönlich sehr reizvoll?

Prof. Dr. Volker Markl (VM): Ziel von BIFOLD ist es, die Forschung zu den zwei wesentlichen Grundbausteinen der Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) – Big Data Management (BD) und Maschinelles Lernen (ML) – sowie die Lehre und den Wissenstransfer in diesen Bereichen zu vernetzen und signifikant voranzutreiben. In der Forschung setzen wir dabei klare Schwerpunkte: Dazu zählen unter anderem das skalierbare Datenmanagement sowie Lern- und Inferenzverfahren, Data Mining, Data Management und Data Security. Nicht zuletzt arbeiten wir auch am Management von Data-Science-Prozessen, wie zum Beispiel Informationsintegration oder Informationsvisualisierung und Visual Analytics.

KRM: Ein weiterer Fokus liegt auf neuen KI-Architekturen und Systemen, wie zum Beispiel Datenanalyseinfrastrukturen und Informationsmarktplätze, höchstskalierbare Systeme für das Internet der Dinge und die Industrie 4.0 sowie KI-Anwendungen für die Wissenschaften, wie zum Beispiel die Bioinformatik, die digitalen Geisteswissenschaften und die Quantenchemie. Mehrere unserer Wissenschaftler*innen forschen zum Thema verantwortungsvolles Datenmanagement und erklärbare KI, im Sinne von nachvollziehbaren maschinellen Lernverfahren, Computersicherheit, Sicherung der informationellen Selbstbestimmung und des Datenschutzes sowie den damit verbundenen technischen Grundlagen des verantwortungsvollen, ethischen Datenmanagements.

Die Forschung am BIFOLD läuft seit einigen Jahren und hat bereits spannende Projekte initiiert und hervorragende Resultate erzielt. Welche Projekte sind hier zu nennen?

KRM: Im Rahmen von BIFOLD und seinen Vorläufern wurden bereits diverse relevante Anwendungen von KI in der Industrie und den Wissenschaften wie der Medizin, Physik und Chemie sowie den Humanities entwickelt. Ausserdem betreiben BIFOLD-Forscher*innen gemeinsame Projekte mit Unternehmen wie Google, Amazon, Bosch, Siemens oder Zalando. Rund 40 Startups entstanden bereits aus dem BIFOLD-Umfeld, darunter so erfolgreiche Gründungen wie dataArtisans, Aignostics oder Debatoo, und deutlich über 50 Open Source Tools wurden veröffentlicht. Auch in der Ausbildung der dringend benötigten KI-Expert*innen leistet BIFOLD einen wesentlichen Beitrag: Rund 170 Kandidat*innen wurden bereits zur Promotion geführt. Jedes Jahr sitzen rund 1800 Studierende in den Einführungsvorlesungen zu Data Management und Maschinellem Lernen. Zusätzlich hat BIFOLD auch einen Kurs Data Sciences für Nicht-MINT-Studierende entwickelt.

Die Förderung des Projektes ist seit diesem Sommer auch langfristig durch Bund und Land gesichert. Ein Zeichen für die rasant steigende Bedeutung der KI-Forschung in Deutschland?

VM: Das sehen wir in jedem Fall so. Anwendungen von KI werden in den kommenden Jahrzehnten einen massiven Einfluss nicht nur auf Industrie und Wissenschaft, sondern auch auf unsere Gesellschaft haben. Wenn Europa und Deutschland diese Entwicklungen mitprägen wollen, um sicherzustellen, dass auch europäische Werte und Normen berücksichtigt werden, kann die verstetigte Förderung der KI-Zentren nur ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung sein.

Wie sehen Sie das Berliner KI-Ökosystem im Hinblick auf die Verknüpfung von Wissenschaft, Lehre und Industrie? Was macht die Universitätslandschaft und die Community als Ganzes hier in der Stadt für Sie so besonders?

KRM: Das Berliner Ökosystem bietet herausragende Voraussetzungen für ein Forschungsinstitut wie BIFOLD: Berlin verfügt über einige international anerkannte Forschungsgruppen in den Bereichen Big Data und Maschinelles Lernen, die bereits langjährige Erfahrungen haben und mit denen wir erfolgreich kooperieren. Darüber hinaus haben viele weitere relevante, interdisziplinäre Forschungseinrichtungen und Think Tanks ihren Sitz in Berlin, die sich wechselseitig befruchten und ergänzen können.

VM: Berlin ist eindeutig KI-Hauptstadt: international attraktiv und mit einem breiten Ökosystem an KI-Playern ausgerüstet. Mit BIFOLD möchten wir einen Forschungsleuchtturm errichten, um den herum sich ein Ökosystem an Ausgründungen und anwendungsorientierten Forschungsinitiativen entwickelt.

Blicken wir in die Zukunft: Was sind Ihre weiteren Pläne für das BIFOLD? Auf welche Meilensteine arbeiten Sie hin?

VM: Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und das Potenzial neuer KI-Technologien nehmen stetig zu. Unsere Mission ist es, hier bei BIFOLD ein Forschungsumfeld zu schaffen, dass attraktiv genug ist, um die klügsten Köpfe der KI nach Berlin zu ziehen und gemeinsam innovative, effiziente, nachhaltige und erklärbare KI-Systeme zu entwickeln. Um das zu erreichen, benötigen wir ein entsprechendes Umfeld – einen Standort, an dem sich die BIFOLD-Wissenschaftler*innen begegnen, austauschen und interdisziplinär forschen können. Ein weiteres Ziel wäre es, an diesem Standort einen Showroom zu installieren, der eine Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft schlägt und KI-Forschung für die Öffentlichkeit zugänglich macht.